Bedeutende Heidelberger Schwaben (in Auswahl)

I.          Angehörige des Hauses Baden

·         Friedrich II. von Baden (1857 – 1928), 1907 bis 1918 letzter Großherzog von Baden;

·         Max von Baden (1867 – 1929), 1918 letzter Reichskanzler des Kaiserreichs, gab am 9. November 1918 auf eigene Verantwortung den Thronverzicht Kaiser Wilhelms II. und des Kronprinzen bekannt und übertrug Friedrich Ebert das Amt des Reichskanz­lers;

II.        Staatsmänner

·         August Lamey (1816 – 1893), o. Prof. der Rechte in Freiburg, 1860 bis 1866 badi­scher Innenminister, 1871 bis 1874 Mitglied des Reichstags, 1876 bis 1892 Präsident der 2. Kammer des badischen Landtags, „unbestrittener Führer“ (Lothar Gall) der badischen Liberalen, unter seiner Führung wurde Baden ab 1860 zum liberalen Musterstaat und modernen Rechtsstaat umgestaltet und wurden u.a. die letzten noch bestehenden Beschränkungen für die jüdische Minderheit beseitigt;

·         Rudolf von Freydorf (1819 – 1882), 1866 bis 1876 badischer Außenminister, verhan­delte nach dem Krieg von 1866 den Friedensvertrag mit Preußen und war 1870/1871 wesentlich an den Verhandlungen über den Beitritt Badens zum Deutschen Reich beteiligt;

·         Robert von Bosse (1832 – 1901), von 1891 bis 1892 Staatssekretär im Reichsjustiz­amt, danach bis 1899 preußischer Kultusminister;

·         Adolf Hermann Freiherr Marschall von Bieberstein (1842 – 1912), nach Bismarcks Ent­lassung 1890 bis 1897 Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, 1897 Botschafter in Konstantinopel, 1912 Botschafter in London, galt als der fähigste deutsche Diplomat und genoss auch international den Ruf eines der besten und geschicktesten Diplo­maten;

III.      Parlamentarier

·         Anton Christ (1800 – 1880), als radikaler Demokrat 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, danach aus der badischen Justiz, der er zuvor als Hofge­richts­direktor in Bruchsal angehörte, ausgeschieden und auf dem Gebiet der Wirt­schafts­politik, u.a. als Direktor einer der ersten als Aktiengesellschaft gegründeten Banken, tätig;

·         Friedrich Kiefer (1830 – 1895), neben seiner beruflichen Tätigkeit (zuletzt ab 1884 als Landgerichtspräsident in Konstanz und ab 1893 in Freiburg) von 1871 bis 1874 und von 1877 bis 1884 als unbequemer und unbestechlicher Liberaler und hervorragen­der Redner Mitglied des Reichstags sowie von 1865 bis zu seinem Tod in der 2. Kammer des badischen Landtags;

·         Ernst Bassermann (1854 – 1917), 1893 bis 1903 und 1904 bis 1917 Mitglied des Reichs­tags, ab 1898 als deren führender Kopf Vorsitzender der nationalliberalen Fraktion;

·         Oskar Wackerzapp (1883 – 1965), 1949 bis 1953 Mitglied des Deutschen Bundesta­ges (CDU);

IV.     Verwaltung und Justiz

·         Friedrich Serger (1822 – 1892), 1881 bis 1892 Oberlandesgerichtspräsident in Karls­ruhe;

·         Friedrich Freiherr von Neubronn (1839 – 1915), 1899 bis 1909 Oberlandesgerichts­präsi­dent in Karlsruhe;

·         Eduard Ludwig Karl von Magdeburg (1844 – 1932), 1892 bis 1898 Oberpräsident der preußischen Provinz Hessen-Nassau, 1898 bis 1914 Präsident der preußischen Ober­rechnungskammer und zugleich Präsident des Rechnungshofes des Deutschen Rei­ches;

·         Ferdinand Lewald (1846 – 1928), 1900 bis 1913 Präsident des badischen Verwaltungs­gerichtshofes, zählte zu den bedeutendsten badischen Juristen;

·         Georg Strutz (1861 – 1929), ab Errichtung des Reichsfinanzhofs 1918 dort Senatspräsi­dent;

·         Werner Knieper (1909 bis 1977), zuletzt 1966 bis 1967 als beamteter Staatssekretär Chef des Bundeskanzleramtes, danach in der Wirtschaft tätig, u.a. als Vorstandsvor­sitzender der Zentralgesellschaft VFW-Fokker GmbH und als Präsident des Bundes­verbandes der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie;

V.       Professoren

·         Maximilian von Chelius (1794 – 1876), 1818 o. Prof. für allgemeine und ophthal­mologi­sche Chirurgie in Heidelberg, Begründer der großen chirurgischen Tradition der Universität Heidelberg und Chirurg von internationalem Ansehen und Ruf;

·         Franz Josef Mone (1796 – 1871), 1822 o. Prof. für Geschichte in Heidelberg, 1827 bis 1830 in Löwen, ab 1835 Direktor des badischen Generallandesarchivs, das er in eine wissenschaftliche Anstalt umgestaltete, umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit, Begründer und langjähriger Herausgeber der heute noch bestehenden Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins;

·         Karl Weltzien (1813 – 1870), 1844 o. Professor der Chemie am Polytechnikum Karls­ruhe, dem heutigen KIT – Karlsruher Institut für Technologie, dort Begründer der wissenschaftlichen Chemie, veranstaltete 1860 in Karlsruhe den ersten Weltkon­gress für Chemiker;

·         Otto Binswanger (1852 – 1929), 1891 o. Prof. der Psychiatrie in Jena, später Begrün­der der Binswanger-Klinik in Kreuzlingen (Schweiz), Psychiater von Weltruf, behan­delte u.a. Friedrich Nietzsche ;

·         Carl August Emge (1886 – 1970), ab 1922 o. Prof. der Rechte, später der Rechts­philoso­phie an verschiedenen deutschen Universitäten, zuletzt in Würzburg;

·         Wolfgang Hoffmeister (1910 – 1999), 1964 o. Prof. für Innere Medizin an der Fakul­tät für klinische Medizin der Universität Heidelberg in Mannheim, 1959 bis 1979 Di­rektor der 1. Medizinischen Klinik am Klinikum der Stadt Mannheim;

·         Eberhard Naujoks (1915 – 1996) ab  1971 o. Prof. für Neuere Geschichte in Tübin­gen;

VI.     Wirtschaft

·         Richard Ladenburg (1864 – 1939), Mitinhaber des Bankhauses W.H. Ladenburg und Söhne in Mannheim, das später in der Süddeutschen Disconto-Gesellschaft AG und mit dieser in der Deutschen Bank aufging;

·         Fritz Roessler (1870 – 1937), Direktor und ab 1923 Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Gold- und Silberscheideanstalt in Frankfurt, Mitglied weiterer Aufsichts­räte in der deutschen Wirtschaft;

·         Werner Canthal (1887 – 1973), 1926 Geschäftsführer, 1953 Vorsitzender des Auf­sichts­rates der W.C. Heraeus GmbH in Hanau, 1955 auch Vorsitzender der Quartz­lampen-Gesellschaft mbH in Hanau, 1945 bis 1953 Präsident der Industrie- und Handelskammer Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern;

·         Hanns-Martin Schleyer (1915 – 1977), ab 1963 Vorstandsmitglied der Daimler-Benz AG in Stuttgart, ab 1973 außerdem Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Arbeitgeberverbände und ab 1977 zusätzlich Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, im Herbst 1977 von RAF-Terroristen entführt und ermordet;

VII.   Sonstige

·         Alexander Spengler (1827 – 1901), schloss sich 1848 der badischen Revolution an und floh 1849 in die Schweiz, dort begründete er ab 1855 als Kantonalarzt in Davos die Höhenluftbehandlung der Lungentuberkulose und legte damit den Grundstein zu Davos als Luftkurort;

·         Carl Spengler (1860 – 1937), Sohn von Alexander Spengler, 1892 bis 1896 Schüler und Assistent von Robert Koch, danach Leiter eines Sanatoriums in Davos, stiftete 1923 den Spengler-Cup für Eishockey mit dem Zweck, die Jugend der durch den 1. Weltkrieg verfeindeten Nationen in sportlichen Kontakten wieder zusammenzu­führen;

·         Ulrich Rauscher (1884 – 1930), gab als Pressechef der Reichsregierung beim Kapp-Putsch 1920 den Aufruf zum Generalstreik heraus, wobei bis heute nicht geklärt ist, ob er hierzu ermächtigt war, ab 1921 Gesandter in Georgien und 1922 bis 1930 in Polen.